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Knorpel lebt von Bewegung

Reges Interesse beim Gesundheitsabend mit Chefarzt Dr. med. Svend Hofmann von der Unfallchirurgie und Orthopädie

„Knorpelprobleme betreffen viele von uns", hat der Klinikfördervereinsvorsitzende Wilhelm Lindinger vergangenen Donnerstagabend festgestellt, als er das Publikum im voll besetzten Saal des Kulturforums Oberalteich zum 45. Gesundheitsabend der Klinik Bogen begrüßt hat. „Sprechen wir mal die Jüngeren und Älteren an", legte Dr. med. Svend Hofmann, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie, sein Ziel für den Abend dar. Er veranschaulichte die Anatomie und stoßdämpfende Wirkung des Knorpelgewebes. Ab dem siebten Lebensjahr werde der Grundstein für Knorpelschäden gelegt, wenn O- oder X-Beinfehlstellungen nicht rechtzeitig mit Achskorrekturen behoben werden. So manche Sportlerkarriere sei wegen Knorpelproblemen frühzeitig zu Ende gegangen. Als Ursachen nannte Dr. Hofmann neben Beinfehlstellungen auch Gelenkinstabilitäten, bestimmte Erkrankungen oder Bewegungsmangel. Ebenso können bestimmte Medikamente dem Knorpel zusetzen, Stoffwechselerkrankungen, Keime, genetische Faktoren, Übergewicht, Tumore oder wiederholte Mikrotraumata.

Neuigkeiten 2023

Von links: Entspannungspädagogin Verena Meindl, Stadtrat Helmut Muhr, Chefarzt Dr. med. Svend Hofmann, Stellvertretende Landrätin Martha Altweck-Glöbl, Fördervereinsvorsitzender Wilhelm Lindinger, Orthopädie-Technik-Meister Henri Hauser (Hausladen Medotech) (Foto: Elisabeth Landinger).

Knorpelpflege durch Körperbewusstsein und gesunde Ernährung

„Wie einen guten Reifen muss man Knorpel pflegen", riet Dr. Hofmann, „denn Knorpel lebt von Bewegung." Bereits zehn Prozent Gewichtsabnahme halbieren das Arthroserisiko. Beim Sport empfahl Dr. Hofmann als Sportmediziner und zertifizierter Mannschaftsarzt, auf Schmerzen zu achten. Auf diesen Aspekt ging die AOK-Referentin und Entspannungspädagogin Verena Meindl im Anschluss noch genauer ein, als sie mit dem Publikum Achtsamkeitsübungen durchführte und das Körperbewusstsein schärfte.
Zur „Knorpelpflege" empfahl Dr. Hofmann zudem eine mediterrane, saisonale Ernährung mit ungesättigten Fettsäuren, Vitamin C und D sowie Antioxidantien.

Sprechende Medizin nicht durch künstliche Intelligenz zu ersetzen

Nimmt ein Knorpel dennoch Schaden, sollte dieser zeitnah behandelt werden. Ansonsten drohe ein Kaskadeneffekt wie bei einem Riss im Eis. Für die Diagnostik stellte Dr. Hofmann die ganzheitliche körperliche Untersuchung in den Fokus, dazu Röntgenaufnahmen und MRT-Bildgebung. „Die Knorpeldicke spielt oft gar nicht die entscheidende Rolle für Schmerzen", schränkte Dr. Hofmann ein. „Das vertrauensvolle Gespräch mit dem Patienten wird daher nie durch künstliche Intelligenz zu ersetzen sein."

Medikamente, Salben und Wirkstoffe in Lebensmitteln

Als „A und O" in der Behandlung stellte Dr. Hofmann die konservative, gelenkerhaltende Therapie vor. Medikamente seien wegen Nebenwirkungen nur zur kurzzeitigen Einnahme geeignet. Eine lokale Anwendung als Salbe sei verträglicher, müsse aber häufiger erfolgen. Positiv wirken bestimmte Stoffe in Kohl, Obst und Gemüse mit Blaustoffen, Brennnessel und Teufelskralle.

Einspritzungen und äußerliche Hilfsmittel

Von sehr guten Ergebnissen mit ins Gelenk eingespritzter Hyaluronsäure berichtete Dr. Hofmann aus seiner eigenen Abteilung. Der körpereigene Stoff wirke schützend, wasserbindend und schmerzlindernd, aber nicht ursächlich reparierend, weshalb Nachspritzungen nötig sind. Dennoch könne so ein Gelenkersatz über Jahre vermieden werden. Auch aus dem eigenen Blut gewonnene Wachstumsfaktoren, die ins Gelenk injiziert werden, verzeichnen durchweg positive Resultate.
Äußerliche Maßnahmen wie Bandagen, Einlagen, Dämpfer und Elektrotherapie mit TENS-Gerät gehören ebenso zu den gängigen konservativen Maßnahmen. Das Sanitätshaus Hausladen-Medotech hatte hierfür am Informationsstand entsprechendes Anschauungsmaterial parat.

Gelenkerhaltende Operationsmöglichkeiten

Knorpelfragmente einer gewissen Größe können operativ fixiert werden, wenn insgesamt genügend Knorpelmasse vorhanden ist. Ansonsten kommen knochenmarkstimulierende Techniken zum Einsatz, um die Bildung knorpelähnlicher Strukturen anzuregen, z. B. durch Bohrungen oder Ausstanzen von Knorpel und Einsetzen in den Defekt. Bei der ACT-Therapie werden Knorpelzellen eigens gezüchtet und eingebracht. Ganz neuartig sind außerdem die noch in der Erprobung befindliche Gentherapie, die Einbringung von speziellen teppichartigen Schwämmchen sowie Filtermethoden zum Auffangen abgefräster Knorpelsubstanz, die am Defekt festgeklebt wird. Gemeinsam ist allen Methoden, dass es Ausschlusskriterien gibt und die Begleitschäden stets mittherapiert werden müssen.