Künstlerisch kreativ durch schwere Zeiten
Für Marion Kulzer ist die Leinwand immer offen für Gefühle - bis Ende September stellt sie ihre Gemälde an der Klinik Bogen aus
Gegensätzlicher könnten die Schicksalsschläge einer Künstlerin und die Stimmung ihrer Werke kaum sein als bei der aktuellen Kunstausstellung von Marion Kulzer an der Klinik Bogen. Ihrer eigenen Krebserkrankung setzt sie lebensfrohe Bildmotive entgegen, die sie mit schwungvollem Pinsel und leuchtender Acrylfarbe auf Leinwand bannt. Nach einer kleineren Erstausstellung im Frühjahr dieses Jahres plante sie umgehend und mit großer Schaffensfreude bereits eine Folgeausstellung mit größeren Motiven fürs dritte Quartal und ließ sich davon nicht einmal von einer schweren Infektion abbringen, die sie zeitweise als Patientin an der Klinik Bogen auskurierte. Ihre Werke sind noch bis Ende September zu den Besuchszeiten der Klinik täglich zwischen 13 und 19 Uhr im Erdgeschoß zu sehen und für Interessierte auch zum Kauf erhältlich.
„Malen und Poesie war schon immer eine Leidenschaft von mir", blickt Marion Kulzer zurück. „wechselnd, mal reimen, mal zeichnen." Schon als Kind, aufgewachsen in Münster bei Steinach, war sie oft krank und hat viel Zeit in Krankenhäusern verbracht. Da waren dies hilfreiche Hobbies, um so manch schlimme Momente meistern zu können. Ihr Vater nannte sie früher immer „Ruschka". „Keine Ahnung warum, aber ich habe es geliebt, wenn er mich so gerufen hat," erklärt sie die Herkunft ihres Künstlernamens. „Als Ruschka zu malen macht mich frei. Da interessiert mich nur, was mir gefällt und was ich machen möchte."
Gemeinsames Malen mit der Enkelin - gegenseitige Inspiration
Wie das Leben so spielt, traten irgendwann andere Themen in den Vordergrund: Familie, Beruf, Weiterbildung, Freundeskreis usw. Erst als ihre Enkelin Hannah zur Welt kam, fing Marion alias Ruschka wieder an mehr zu malen. Je älter ihre Enkelin wurde, desto intensiver trat die Kunst wieder in ihr Leben. „Es war für mich so eine Freude zu erkennen, dass dieses kleine Mädchen viele meiner Leidenschaften mit mir teilt. Das Bild mit den gehenden Käfern hat sie mit 4 Jahren bei und mit mir gemalt." Ein paar Jährchen später haben sich ihre Motive verändert, aber die Freude am Malen hat sie immer noch, stellt Marion Kulzer fest und betont: „Ich finde sowas so wichtig und wertvoll, in unseren Nachkommen ein wenig von unseren Talenten und Leidenschaften zu suchen und so wie in meinem Fall zu entdecken und zu fördern. Wir sind ein gutes Team und sie inspiriert mich immer wieder aufs Neue. Meine eigenen Kinder sind ebenfalls alle sehr kreativ, aber leider nicht in meiner Richtung. Die Liebe zur Malerei musste wohl eine Generation überspringen."
Kreativität zur Krankheitsverarbeitung
Seit ihrer Krebserkrankung merkt die Künstlerin immer aufs Neue, wie wichtig es ist, Hobbys zu haben: „Ohne meine Malerei hätte ich die letzten Jahre wohl nicht so gut weggesteckt. Liebe, Hoffnung, Verzweiflung, Enttäuschung, Angst, Traurigkeit und Fröhlichkeit. Alles kann man zwar niemandem so richtig anvertrauen und offenlegen, aber die Leinwand ist immer da und nimmt alle Gefühle stumm und schweigend auf, hält sie fest und hilft zu verarbeiten. Es freut mich, dass ich nun hier die Möglichkeit habe meine Werke der Öffentlichkeit zu zeigen und vielleicht greift ja der eine oder andere auch mal zum Pinsel."