Erfahrung und Vertrauen als „A und O“ in der Urologie
Alle drei Generationen vereint beim 50jährigen Jubiläum der Hauptabteilung
Wenn alle drei Generationen der bewegten 50jährigen Mallersdorfer Urologiegeschichte zusammentreffen - ist ganz viel Nostalgie garantiert, aber auch Neugier und Stolz auf das, was aus der Abteilung geworden ist. Entsprechend emotional und mit 150 Gästen gut besucht war die Eröffnung der Jubiläumsveranstaltung vergangenen Sonntagnachmittag. Die Chefärzte Dr. med. Gunnar Krawczak, Dr. med. Tobias Lindenmeir, Leitender Oberarzt Ireneusz Florian und Oberärztin Dr. med. Isabel Anzinger hatten mit Geschichtlichem, Vorträgen, Besichtigungen und Vorführungen ein informatives Programm auf die Beine gestellt, ergänzt durch Informationsstände der PrimaVital Laber-Apotheke und des Sanitätshauses Zimmermann.
Landrat Josef Laumer gratulierte zu 50 Jahren Urologie, einer Besonderheit der Klinik Mallersdorf, die zeitgleich 1975 in ihren Neubau umgezogen ist.
Begrüßungsfoto ganz oben: Chefarzt Dr. med. Gunnar Krawczak, sein Vorgänger Dr. med. Raimund Barth, Landrat Josef Laumer, Chefarzt Dr. med. Tobias Lindenmeir, Birgit Albescu, Gattin des ersten Urologie-Chefarztes, deren Tochter Elisabeth Albescu, Oberärztin Dr. med. Isabel Anzinger, Leitender Oberarzt Ireneusz Florian, Christian Schwarz, Vorstand der Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf, und Verwaltungsleiter Bernhard Fürst (Foto: Elisabeth Landinger).
Ein echter „circle of life"
Auf Ihre Kindheit als Tochter des ersten Mallersdorfer Urologie-Chefarztes, Dr. Ioan Albescu, blickte Elisabeth Albescu zurück, die mit ihrer Mutter gekommen war. Bei den legendären Kongressen von Dr. Albescu hielten neueste Verfahren Einzug, unter anderem eine der ersten OP-Live-Übertragungen. Dass er 2019 „genau am richtigen Ort, in seiner Abteilung" verstarb, bezeichnete seine Tochter als „echten ‚circle of life'".
„1985 kam Dr. Raimund Barth als zweiter guter Geist nach Mallersdorf", fuhr Dr. Lindenmeir fort und stellte fest: „In den 27 Jahre Ihres Wirkens haben Sie den Nährboden geschaffen, auf dem die Abteilung gut weiterwachsen konnte. Und den Archivbildern nach zu urteilen, war die Stimmung dabei immer bestens". Dr. Barth nutzte sichtlich begeistert die Gelegenheit, die neuen Räume der Urologie zu besichtigen.
Vortragsprogramm ganz im Sinne des Gründervaters
Heute hat die Abteilung vier Fachärzte und leistet darüber hinaus Teamarbeit über die Abteilungsgrenzen hinweg, berichtete Dr. Lindenmeir weiter. Beim Vortragsprogramm lag der Fokus ganz im Sinne von Dr. Albescu auf innovativen Behandlungsverfahren, die aber auch ihre Bewährungsprobe in der Praxis bestanden haben.
So informierte Leitender Oberarzt Florian über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der gutartigen Prostatavergrößerung, die das Wasserlassen zum Problem macht und Betroffene dazu nötigt, „das Leben um die Toilette herum zu organisieren". Je nach Symptomen und Krankheitsphase stehen Therapieoptionen von konservativ bis operativ, minimal invasiv bis offen zur Verfügung.

Das Sanitäshaus Zimmermann und die PrimaVital Laber-Apotheke waren mit Infoständen mit dabei (Foto: Elisabeth Landinger).
„Ich war schon bei Dr. Albescu und Dr. Barth und komme immer wieder hierher."
Neueste Vorsorgeempfehlungen zur Früherkennung von und Therapie gegen Prostatakrebs stellte Dr. Lindenmeir vor und beleuchtete diese durchaus kritisch. Bewährte Empfehlungen wie die PSA-Wert-Bestimmung (prostataspezifisches Antigen) spiegeln sich nicht in einer Kostenübernahme durch die Krankenkassen wider, während „für die Patienten schwer zumutbare Kontrollschemata mit Punktionen befürwortet werden, aber ein Großteil der Kosten auf die Patienten übergewälzt wird." Auch der PSA-Test stand zeitweise aufgrund einer „katastrophal unwissenschaftlichen Studie" in der Kritik, so Dr. Lindenmeir. In anderen Ländern stiegen die Zahl metastasierter und fortgeschrittener Karzinome infolge des „PSA-Bashings" an, woraufhin man dort wieder zurückgerudert sei. Auf die Frage, wem man denn nun glauben solle, antwortete der Chefarzt: „Erfahrung und Vertrauen sind das A und O in der Urologie. Wir beobachten über Jahrzehnte hinweg in der Praxis, welche Empfehlungen sich bewährt haben und welche nicht." Dies bestätigten mehrere Besucher, die berichteten: „Ich war schon Patient von Dr. Albescu und Dr. Barth und komme immer wieder hierher."
Manche Steine müssen „persönlich rausgeholt werden“
Dass Steinpatienten in der Urologie oft „Wiederholungstäter" sind, berichtete Oberärztin Dr. Anzinger. Bei Harnrückstau entstehen die äußerst schmerzhaften Nierenkoliken. Während kleinere Steine mit viel Bewegung und Trinken von selbst abgehen können, muss bei größeren oder weiter oben gelegenen Steinen zunächst der Abfluss mit einer Harnleiterschiene wiederhergestellt werden. Bringt eine Zertrümmerung durch Stoßwellen von außen nichts, müssen sie im Rahmen einer Harnleiterspiegelung „persönlich herausgeholt werden", so Dr. Anzinger. Die Endoskopiezangen und -körbchen zur Steinentfernung sowie den Laser zur vorherigen Zerkleinerung gab es in der Praxis zu besichtigen. Dr. Krawczak schälte mit dem Steinlaser ein rohes Hühnerei so präzise, dass die Eihaut intakt blieb.

Chefarzt Dr. med. Gunnar Krawczak schält in Präzisionsarbeit ein rohes Ei mit dem Steinlaser (Foto: Elisabeth Landinger).
Hohe Dunkelziffer bei Harninkontinenz
Chefarzt Dr. Krawczak ist zertifiziert als Beratungsstelle der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V. und referierte über die Harninkontinenz bei Frauen. Angesichts der Häufigkeit, der hohen Dunkelziffer und des Bedauerns vieler Patientinnen, die Behandlungsmöglichkeiten nicht schon früher genutzt zu haben, rief er dazu auf, Symptome ohne Scham anzusprechen. Bei Belastungsinkontinenz reichen die Therapien von Beckenbodentraining und Lebensstilanpassung bis hin zum minimal invasiven Implantieren spannungsfreier Spezialbänder unter der Harnröhre. Die Dranginkontinenz sei hingegen die „Domäne der Medikamente" - zur Einnahme oder Einspritzung direkt in die Blasenwandmuskulatur.
Die Gerätevorführungen, Gelegenheiten für fachliche Fragen, persönliche Gespräche und zum Besichtigen der Urologischen Gemeinschaftspraxis nutzten die Gäste mit großem Interesse. Für Unterhaltung sorgten unter anderem das Glücksrad der Apotheke und ein Playmobilkrankenhaus, in dem die Tochter einer Mitarbeiterin die Urologie mit allen Beteiligten nachgebaut hatte.