Schockraumübung nah am Ernstfall
Realitätsnahes Training für das zertifizierte Lokale Traumazentrum in der Interdisziplinären Notaufnahme
Die Klinik Mallersdorf hat die Zertifizierung zum Lokalen Traumazentrum erfolgreich absolviert und vergangenen Mittwochnachmittag ihre Routine in der Schwerverletztenversorgung auch im Rahmen einer realitätsnahen Schockraumübung unter Beweis gestellt. Diese fand Großteils in der Interdisziplinären Notaufnahme unter der Leitung von Chefarzt Doctor-medic Lucian Jebelean statt. Oberärztin Elisabeth Bauz von der Orthopädie und Unfallchirurgie hatte keine Mühen gescheut, um mit einem Schauspielpatienten ein möglichst realistisches Szenario zu schaffen. In die Rolle des Polytrauma-Patienten war Christoph Paloncy geschlüpft.
Schauspielpatient mit offenem „Knochenbruch" und Kunstblut
Der echte Rettungsdienst brachte ihn als Opfer eines erdachten Autounfallszenarios über die Liegendauffahrt zur Klinik, laut Notärztin Elisabeth Bauz „etwas früher als angekündigt - ganz wie es auch in echt vorkommt".
Als Sohn von Oberärztin Daniela Paloncy von der Anästhesieabteilung und einstiger Praktikant im OP ist Christoph zwar bereits mit der Klinik Mallersdorf vertraut. Die Perspektive jedoch, auf der Liege zügig durch die Flure gefahren zu werden, war auch für ihn neu und ein sehr ungewohntes Gefühl.

Das Schockraum-Team der Klinik Mallersdorf mit dem aufwändig präparierten Schauspielpatienten in der Interdisziplinären Notaufnahme unter der Leitung von Chefarzt Doctor-medic Lucian Jebelean (re.) bei der Übung unter der Regie von Oberärztin Elisabeth Bauz (mittig hinten in der Tür mit dunklem Shirt), Foto: Elisabeth Landinger.
Christine Mannes vom Rettungsdienst hatte ihn zudem mit einer künstlich am Bein aufgebrachten, aber täuschend echt wirkenden Verletzung mit herausragenden „Knochenfragmenten" und reichlich Kunstblut geschminkt. Mit abgebundener Blutung, stabilem Kreislauf und Schmerzmitteln versorgt übernahm ihn das Team der Interdisziplinären Notaufnahme - aufgrund der Schwere der Verletzung direkt im Schockraum mit spezieller Ausstattung und Fachkräften aus Notfallmedizin, Notfallpflege, verschiedensten Fachabteilungen und Funktionsdiensten. Dabei kam das CABCDE-Schema zum Einsatz, eine strukturierte Methode, um Notfallpatienten zu beurteilen und zu versorgen. Die Buchstaben stehen für die Prioritäten kritische oder sichtbare Blutung (Critical Bleeding), Atemwege (Airway), Atmung (Breathing), Zirkulation (Circulation), Disability (neurologischer Status) und Umgebung/Erkundung (Exposure). Der Fokus liegt darauf, lebensbedrohliche Störungen der Vitalfunktionen in dieser Reihenfolge zu erkennen und zu behandeln, bevor der nächste Schritt erfolgt.
„Patient bestens versorgt"
Wie ineinandergreifende Zahnräder eines Uhrwerks arbeitete das Schockraumteam die verschiedenen Untersuchungen an, befragte immer wieder den Patienten nach seinem Befinden, nahm Laborwerte, tastete manuell und ging den Verletzungen mit Ultraschall, Röntgen und Computertomographie auf den Grund. Neben dem offenen Oberschenkelbruch bestätigten sich eine Rippenserienfraktur und ein Pneumothorax, eine verletzungsbedingte Ansammlung von Luft zwischen Lunge und Brustwand, die mit Thoraxdrainagen behoben wurde. Weitere kritische Verletzungen von Rücken und Gefäßen wurden sorgfältig ausgeschlossen, so dass die komplette Weiterversorgung durch die hauseigenen chirurgischen Fachrichtungen erfolgen konnte. Mit der entsprechenden OP-Anmeldung endete das Szenario, nicht aber das Lernen daraus. Hierfür fand am nächsten Tag eine Nachbesprechung aller Beteiligten statt. Das Fazit von Oberärztin Bauz und Chefarzt Jebelean lautete einhellig: „Der Patient wurde bestens versorgt."