Prävention statt Panik bei Herzproblemen
Rege besuchter Gesundheitsabend mit Chefarzt Dr. med. Dionys Daller und der Deutschen Herzstiftung e. V.
Rund 120 Interessierte haben sich anlässlich der Herzwochen vergangenen Donnerstagabend im Kulturforum Oberalteich zum Gesundheitsabend der Klinik Bogen mit Chefarzt Dr. med. Dionys Daller eingefunden. Das diesjährige, von der Deutschen Herzstiftung e. V. ausgerufene Thema „Herzkrank? Schütze Dich vor dem Herzstillstand!" stellte als Moderator der Fördervereinsvorsitzende Wilhelm Lindinger vor. Seitens der Herzstiftung war die ehrenamtliche Vertreterin Elke Mehr mit einem Stand vor Ort und stellte in ihrem Grußwort die Arbeit der Patientenorganisation vor. Diese finanziert sich ausschließlich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und Nachlässen, die sie zur Förderung der kardiologischen Forschung und Wissenschaft, für die Kinderkardiologie und für bundesweite Präventionsprojekte einsetzt. Lindinger begrüßte auch den AOK-Gesundheitscoach Tobias Wolf vom CrossStyleCamp Straubing, der in einer „bewegten Pause" das Publikum in Schwung brachte.
Seinen Vortrag rahmte der Internist und Kardiologe Dr. Daller in die Kernbotschaft ein, keine Angst vor dem Herzstillstand zu haben, sondern die nachweislich hochwirksamen Vorbeugungsmöglichkeiten so früh und konsequent wie möglich zu nutzen.
Von links: Markus Schuirer, Teamleiter Markt und Gesundheit AOK Direktion Straubing, Chefarzt Dr. med. Dionys Daller, Internist und Kardiologe Klinik Bogen und Kardiologiepraxis im FachArztZentrum Bogen, Wilhelm Lindinger, 1. Vorsitzender der Freunde und Förderer der Klinik Bogen, Elke Mehr, Deutsche Herzstiftung e. V. , Stellvertretende Landrätin Martha Altweck-Glöbl und Helmut Muhr, Stadtrat in Bogen und Kreistagsabgeordneter (Foto: Elisabeth Landinger).
Dann komme man erst gar nicht in die Situation, sich den Kopf darüber zerbrechen zu müssen, wie genau sich lebensbedrohliche Symptome anfühlen. Einige Anhaltspunkte für ernste Herzrhythmusstörungen gab Dr. Daller den Teilnehmern mit auf den Weg, zum Beispiel sehr schnellen, unregelmäßigen Puls mit absinkendem Blutdruck, Schwindel und Bewusstlosigkeit. Auch die typischen Schmerzzonen beim Herzinfarkt skizzierte er, wobei sich diese bei Frauen und Männern unterscheiden können.
Bei der herzgesunden Ernährung legte der Chefarzt allen Menschen eine salzarme, vitamin- und ballaststoffreiche Mittelmeerküche mit wenig, aber hochwertigem Fett ans Herz. Regelmäßige Bewegung wie beim zügigen Gehen, Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen, tue dem Herz gut, wohingegen schweres Heben mit Pressatmung zum sog. „Münchner Bierfahrerherz" führen könne. Die einstigen Bierkutscher belasteten ihr Herz ganz besonders durch ihr berufsbedingtes langes Sitzen, schweres Heben und den hohen Alkoholkonsum – ein Risikoverhalten, das mit entsprechenden Folgen fürs Herz auch heute zu beobachten sei. Zu den bedingt vermeidbaren Risiken zählen auch Stress und Infektionskrankheiten.
Verbleiben trotz gesundem Lebensstil große Risikofaktoren wie Bluthochdruck und erblich bedingt erhöhtes Cholesterin, so können diese medikamentös gesenkt werden. Auch nach einem erlittenen Herzinfarkt sei laut Dr. Daller Angst fehl am Platz und Prävention weiterhin Mittel der Wahl: „Man kann das Fortschreiten der Arteriosklerose stoppen, indem man das LDL-Cholesterin absenkt", wobei dann ein noch niedrigerer Zielwert angestrebt wird. Lässt sich nachweisen, dass Betroffene die gängigen Statine nicht vertragen, so stehen alternative Medikamente zur Verfügung.
Je nach kardiologischer Risikoabwägung kann ein Defibrillator als LifeVest am Körper oder als Implantat in Größe einer Streichholzschachtel dafür sorgen, dass bei erneutem Herzstillstand sofort der lebensrettende Stromstoß einsetzt.
Abschließend appellierte Dr. Daller, lebensrettende Sofortmaßnahmen stets parat zu haben. Die Herzdruckmassage bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes werde in Deutschland im internationalen Vergleich noch viel zu zögerlich angewendet, bedauerte der Kardiologe und rief dazu auf, entsprechende Schulungsangebote wahrzunehmen. „Nichts tun ist der größte Fehler", fasste er zusammen. Dies gilt sowohl für die Vorbeugung als auch für die erste Hilfe.